In diesem Jahr wurden an unseren Gewässern unter der Leitung von Herrn Dr. Dirk Hübner Untersuchungen angestellt, um den Zustand der Äschen-Population zu bewerten. Hierzu wurden die Gewässerabschnitte Ludwigshütte [PS1], Lahnauenprojekt [PS2], Sachsenshausen [PS3] sowie im Urbann [PS4] (siehe Karte) vom Verein empfohlen und gemeinschaftlich ausgewählt.
Erster wesentlicher Bestandteil der Untersuchungen waren die sogenannten Abflussverhältnisse. Hierzu wurde die Menge des fließenden Lahnwassers pro Sekunde ermittelt und ab der Zeit von Anfang September 2014 beobachtet. In der Zeit bis Februar gab es drei größere Hochwasser-Ereignisse, die jedoch nicht ausreichten um die für die Äschen wichtige Kiesumlagerung optimal zu gewährleisten. Diese sind wichtige Laichplätze für die Fischbrut. Erschwerend kam hinzu, dass sich Anfang April ein weiteres Hochwasser ereignete, von dem man ausgehen muss, dass es sich negativ auf den Brutbestand ausgewirkt hat.
Der zweite wesentliche Bestandteil der Untersuchung war die Bestimmung der Fisch-Population in den erwähnten Bereichen durch Elektrofischerei. Dies ist eine schonende Methode die den Fischen keinen Schaden zufügt. Dabei stellte sich erwartet heraus, dass der Bestand an Äschen gering ist. Aber auch andere Fischarten waren gering vertreten.
Besonders aufschlussreich war die Bestandsaufnahme im Bereich Lahnauenprojekt. Dieser Teil der Lahn ist zum einen als Schonstrecke ausgewiesen und ist des Weiteren wegen des dort installierten Elektrozauns schlecht zugänglich. Deshalb kann eine Dezimierung der Population durch zu starke Befischung ausgeschlossen werden. Hier gab es eine deutlich geringe Population an größeren Fischen, dagegen aber eine größere Population an kleinen Fischen. Die gefangenen größeren Exemplare wurden dabei im Wesentlichen an Stellen ermittelt, welche gute Deckung vor Fraßfeinden bieten. Diese Konstellation wurde schon an anderen Gewässern beobachtet, welche unter starkem Fraßdruck durch den Kormoran standen. Vorsichtigerweise muss man dazu bemerken, dass dies alleine noch kein Beweis, aber ein deutlicher Hinweis für Fraßdruck aufgrund von Kormoraneinfall ist. Deshalb wurde dringend geraten, den Kormoranbestand in Gemeinschaftsarbeit mit den Naturverbänden im Bereich Biedenkopf zu zählen, um daraus Maßnahmen zur Regulierung abzuleiten. Des Weiteren wurde empfohlen im Bereich Lahnauenprojekt keine Fische mehr zu besetzen, dafür aber Strukturen zu schaffen, die den Fischen Deckung geben.
Nicht minder interessant war das Ergebnis der Fischpopulation im Bereich der Stadt. Hier gab es immer noch zu wenig große Fische, dafür aber verglichen mit dem Lahnauenprojekt mehr. Dies legt die Vermutung nahe, dass Fraßfeinde sich naturgemäß in einem Stadtgebiet mehr gestört fühlen und sich damit der Druck auf den Fischbestand vermindert. Auch diese Annahme bedarf der Beweisführung. Im Stadtbereich sind aber überdurchschnittlich mehr Bachforellen im Vergleich zur Äsche vorzufinden.
Außer den genannten Empfehlungen gab es noch weitere Anregungen, wie der Bestand an Äschen bzw. allgemein die Population der diversen Fischarten verbessert werden kann. Dies waren unter anderem der Einbau von sogenannten strukturverbessernden Maßnahmen, wie zum Beispiel Deckung gebende Strukturen, Flachwasserzonen mit Kies, Todholzwurzel zur lokalen Erhöhung und Verminderung der Fließgeschwindigkeit, etc..
Besonders wichtig ist, dass die Untersuchungen in 2016 fortgesetzt werden um zu einen eine bessere statistische Grundlage zu erhalten und zum anderen angestellte Vermutungen mit Fakten zu belegen bzw. zu widerlegen. Insgesamt sind die Ergebnisse der Untersuchungen zwar besorgniserregend, andererseits bieten sie aber eine wertvolle Grundlage, um die Ursachen zu verstehen und Maßnahmen zu ergreifen.
JS 09.12.2015